Im aktuellen Diskurs um den geplanten Neubau der Schule am Kleinen See wurde im vergangenen Hauptausschuss am Dienstag, den 12. September, von der Mehrheit der Anwesenden am 60 Mio. Euro teuren Neubauprojekt festgehalten. Der Antrag vom BÜNDNIS Eutin wurde abgelehnt. Wir haben in unserem Antrag auf das Einsparpotential von 50 Mio. Euro bei einer Sanierung der Schule am Kleinen See im Gegensatz zum Neubau hingewiesen. (Siehe auch unseren Beitrag hier)
Bauamtsleiter Oliver Bauch nahm zu unserem Vorschlag Stellung und behauptete, eine Sanierung sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll, was ein Gutachten schon vor Jahren dargelegt hätte.
BÜNDNIS Eutin hat das Gutachten von 2011 nun von der Verwaltung angefordert und einer Überprüfung unterzogen.
Das Gutachten ist ein reines Energiegutachten und betrachtet ausschließlich das Potential von Energie- und CO2 Einsparungen durch eine evtl. durchzuführende energetische Modernisierung.
Der bauliche Zustand wird jenseits der energetischen Eigenschaften nicht betrachtet!
Für jeden Gebäudeteil wurde dabei das Energie-Einsparpotential bei einem auszuführenden Wärmedämmverbundsystem, neuen Fenstern und einer energetischen Ertüchtigung der Dächer berechnet. Im Durchschnitt wurde ein Einsparpotential von mehr als 60% der Energiekosten ausgewiesen.
Für einige Gebäudeteile wie „Klassenräume“ und „Sporthalle“ wurde den energetischen empfohlenen Sanierungsmaßnahmen noch die Kosten für einen Neubau gegenübergestellt. In der Regel waren die Neubaukosten des Gutachtens von 2011 mehr als doppelt so teuer als die Sanierungskosten. Eine eindeutige Empfehlung für einen Neubau wurde explizit nicht gegeben. Auch wurden keine Energiesparpotentiale für einen Neubau ausgewiesen.
In der Kosten- Nutzen- Analyse des Energiegutachtens wurde ein Return on Investment nach über 30 Jahren ausgewiesen. Das bedeutet, dass die Einsparungen bei Strom und Gas erst nach 30 Jahren die Investitionskosten einer energetischen Sanierung ausgleichen würden. Für die Neubauoptionen wurden keine solchen Berechnungen angestellt.
Heute sind nicht nur die Baukosten, sondern auch die Energiekosten gestiegen. Eine energetische Einsparung von 60% wird heute nicht nur nach monetären, sondern auch nach Umweltgesichtspunkten bewertet. Wir sind nach wie vor der Meinung, eine Sanierung (energetisch, aber auch baulich aufwertend) ist sowohl finanziell, als auch nach Umweltgesichtspunkten der vernünftigere Weg. Damals beliefen sich die der mit dem Energiegutachten beauftragten Fachingenieure geschätzten Sanierungskosten auf 3,2 Mio Euro. Heute würden wir von nahezu verdoppelten Kosten für die energetische Sanierung ausgehen. Wir hatten in einer ersten Schätzung (ohne das Gutachten zu kennen) von 10-15 Mio. Euro Kosten gesprochen, und dabei auch eine Aufwertung der Schule im Bestand im Blick gehabt. Auch ein neues Mensa- / Aulagebäude im Atrium der Schulanlage ist mit eingepreist. Wir denken noch immer, dass dies der vernünftige Weg wäre.
Unsere Anregung: Aufwertung der Schule im Bestand

Zur Grafik:
Vergleicht man das Raumbuch des geplanten Schulneubaus am Kleinen See mit den derzeit am Schulstandort vorhandenen Flächen, so ergibt sich ein zusätzlicher Flächenbedarf von rund 1500m² Nutzfläche. Dieser zusätzliche Bedarf könnte durch den Neubau einer Mensa mit offener Ganztagsschule (orange) und durch Beibehaltung der jetzigen Klassenraumgrößen von 55-60m², anstatt wie geplant 70m², und verkleinerte Gruppenräume erzielt werden.
Alternativ können durch die Aufstockung der Gebäude 4 und 5 vorrausichtlich bis zu ca. 1000m² zusätzliche Nutzfläche auf dem Gelände kostengünstig realisiert werden. Die geschätzten Baukosten für die Erweiterungen betragen 4 Mio. (orange), 3 Mio. (blau) und 1,5 Mio. €.Außerdem werden bei einer energetischen Sanierung der Gebäude, im Vergleich zu Abbruch und Neubau, ca. 1500-2000 Tonnen (200-300 Container) Bauabfälle eingespart, ca. 65% der in den Bestandgebäuden gebundenen grauen Energie bleibt erhalten.
Einige Jahre nach oben genanntem Gutachten aus 2011 wurde ein Architekturwettbewerb für die Schule am Kleinen See ausgelobt. Heute befindet sich der Architekt in Planungsphase 3 und bekam vor kurzem die Zustimmung des Bauausschusses für die Fortsetzung des Projektes, obwohl er dort eine Preissteigerung von 40 auf 60 Mio. bekannt gab.
Der verständliche Wunsch der Lehrerschaft und des Schulleiters Herrn Martins und ist u.a. eine Integration des Förderzentrums Albert-Mahlstedt-Schule und die Umsetzung eines pädagogischen Konzeptes, das viel zusätzlichen Platz für die Schüler schafft. Jedem Klassenraum soll ein Gruppenraum zugeordnet werden und auch die Flure vor jedem Klassenraum wären zusätzlich aufgrund ihres Platzes und der Möblierung hochwertige Aufenthaltsflächen. Wäre Eutin in besserer finanzieller Lage, hätten wir gegen ein solches architektonisches Vorzeigeprojekt nichts einzuwenden, da auch uns der Entwurf gefällt, obwohl wir ihn energetisch „verschwenderisch“ finden.
Hier steckt Eutin in einer echten Sackgasse: diese Schule könnte zu einer Schuldenfalle werden, da es nur marginale Fördergelder gibt und somit fast die gesamte Summe von 60 Mio. Euro (weitere zu erwartende Baukostensteigerungen noch nicht eingepreist) durch Kredite finanziert werden muss. Eigenkapital zur Finanzierung ist nicht vorhanden.